(NGZ) Es dürfte die leistungsfähigste Wasserleitung im Rhein-Kreis Neuss werden, und es gilt erheblich mehr zu füllen als ein Becken oder einen Pool. Bereits in zwei Jahren soll der Bau für die Rheinwasser-Transportleitung starten, mit der unter anderem über Jahrzehnte die Restseen der Tagebaue Garzweiler und Hambach befüllt werden.
Die insgesamt 45 Kilometer lange Trasse soll von der Entnahmestelle in Dormagen-Rheinfeld weiter durch Rommerskirchen und Grevenbroich führen. Südlich von Allrath nahe der Vollrather Höhe wird sich das Rohrsystem an einem Verteilbauwerk in die am Kraftwerk Frimmersdorf ins Werksnetz mündende Garzweiler-Leitung und in die Hambach-Leitung gabeln. Wegen der neuen Kohle-Ausstiegstermine muss bei diesem Mega-Projekt nun vieles erheblich schneller gehen als ursprünglich geplant.
Im Rathaus liegen bis 15. März die Planunterlagen im Aufstellungsverfahren für die Änderung des Braunkohlenplans „Garzweiler II,Sicherung einer Trasse für die Rheinwassertransportleitung“ aus. Ein sperriger Name, der auf die alles andere als leichte Kost vorbereitet. Die können die Grevenbroicher als Lektüre einsehen oder auf der Internetseite der Bezirksregierung Köln (der ellenlange Link ist auf der Stadthomepage www.grevenbroich.de zu finden) herunterladen. Auf 1,3 Gigabyte summieren sich die 107 Download-Dateien.
Der Anlass für das Beteiligungsverfahren im Rahmen der vom Braunkohlenausschuss beschlossenen Änderung des Braunkohlenplans: Da die Förderung im Tagebau Hambach bereits 2029 enden soll, muss die Leitung dorthin ebenso wie die Richtung Garzweiler bereits 2030 fertig sein. Die Bezirksregierung will deshalb nun die Trasse nach Hambach sichern. Für die Garzweiler-Leitung sind keine Änderungen geplant, für die gemeinsame Strecke von Rheinfeld bis Allrath sind laut Guido Steffen, Sprecher bei RWE Power, „kleine Korrekturen, etwa an Pumpwerken“ vorgesehen“.
Doch auch der Restsee in Garzweiler wird früher geschaffen als gedacht: Ursprünglich sollte die Garzweiler-Leitung ab 2030 zunächst nur die Feuchtgebiete in der Schwalm-Nette-Region versorgen, doch dann wurde 2022 der Ausstieg aus der Garzweiler-Kohle von 2038 auf 2030 vorgezogen. „Sechs Jahre werden für die Gestaltung der künftigen Landschaft benötigt, sodass der See ab 2036 befüllt werden soll“, erläutert Steffen. Pro Sekunde sollen 4,2 Kubikmeter Wasser zum Loch gepumpt werden. Nach Hambach sollen sogar 13,8 Kubikmeter in der Sekunde strömen.
Angesichts des extremen Niedrigwassers im Sommer 2022 äußerten Politiker Zweifel, ob genügend Rheinwasser für all das vorhanden ist. „In den Grundwassermodellen der Gutachter wurden Schwankungen berücksichtigt. Unter dem Strich führt der Rhein genügend Wasser, um neben der Aufgabe als Bundeswasserstraße und der Lieferung von Trinkwasser die beiden Seen zu befüllen und die Feuchtgebiete zu versorgen“, sagt Steffen.
„Dicke Dinger“ sollen den Wassertransport übernehmen. Von Rheinfeld bis Allrath sind drei Röhren mit jeweils 2,20 Meter Durchmesser geplant, ein Motorradfahrer könnte bequem hindurch fahren. Von Allrath nach Hambach sind zwei Röhren desselben Kalibers vorgesehen, für die Garzweiler-Leitung zwei 1,40-Meter-Rohre.
Während des Baus benötigt RWE Power einen 70 Meter breiten Arbeitsstreifen, für die Unterhaltung nach Fertigstellung einen circa 27 Meter breiten Schutzstreifen, der nicht bebaut oder mit Bäumen bepflanzt werden darf. Im Zuge einer Rahmenregelung sollen Eigentümer, deren Grundstücke in Anspruch genommen werden, sowie Bewirtschafter „durch Zahlungen angemessen entschädigt werden“, wie RWE Power erklärt.
Der Entwurf des Braunkohlenplans einschließlich der Unterlagen zur Umweltprüfung liegen bis einschließlich zum 15. März im Neuen Rathaus, Ostwall 6 (Fachdienst Stadtplanung, Zimmer 212), zur Einsicht aus. Diese ist möglich montags sowie mittwochs bis freitags von 8 bis 12 Uhr, donnerstags auch von 14 bis 16.30 Uhr. Die Stadtverwaltung bittet dafür um vorherige Terminabsprache unter den Telefonnummern 02181 608439 oder 608440.
Einwendungen oder Stellungnahmen zum Vorhaben können bis einschließlich 17. April geäußert werden – zum Beispiel per Post, E-Mail, Fax oder das Internetportal „Beteiligung.NRW“. Angaben hierzu und weitere Infos sind unter www.grevenbroich.de zu finden.